Die zweite Corona Welle hat Deutschland fest im Griff. Ich selbst bin derzeit hin und hergerissen zwischen aufbäumen und akzeptieren. In mir toben gerade zwei Gedankenwelten in einem erbitterten Kampf. Ich weiß nie, mit welchen Gefühlen ich morgens aufwache und in den Tag starte. Ich erwische mich, wie ich versuche Dinge aus meinem Vor-Corona Leben aufrecht zu erhalten und merke, dass es mich wahnsinnig viel Kraft kostet und dann steigt die Akzeptanz in mir hoch, dass die aktuellen Zeiten nun mal einiges nicht mehr ermöglichen. Anschließend sitze ich resigniert auf meiner Couch und spüre, wie es sich plötzlich gut anfühlen kann, wenn das Annehmen der Situation meine Kräfte schont und mir inneren Frieden verschafft…zumindest für einen kurzen Moment.
Und ich beobachte weiter, was um mich herum passiert :
Familien halten fest zusammen oder geraten an ihre Grenzen. Paare definieren ein neues Miteinander oder gehen noch weiter auseinander. Freundschaften intensivieren sich oder verlieren sich aus den Augen. Ich habe das Gefühl, es ist eine Zeit, die auch für extreme Veränderungen in den Beziehungswelten steht.
Diese Zeit lehrt uns vor allem Eines: zwischenmenschliche Beziehungen leben von Kontakten und zwar vor allem von persönlichen Kontakten. Wenn wir zudem noch mitgestalten können, wie intensiv diese Kontakte sind, dann ist dies ein optimaler Zustand. Momentan ist diese Gestaltungsfreiheit etwas eingeschränkt. Gern möchte man einige Menschen öfter sehen und kann es nicht und andere wiederum hat man 24 Stunden um sich herum😊
Spätestens, wenn der Einkauf beim Discounter zum Wochenausflug wird, dann fängt man an sich Gedanken zu machen, wofür man alles dankbar ist. Wenn man dann auch noch spontan auf nette Menschen trifft, die man lange nicht gesehen hat und dieser Smalltalk einem plötzlich so gut tut, dann weiß man, etwas hat sich geändert. Das, was vor einem Jahr wie selbstverständlich an einem vorbeigezogen ist, bekommt heute eine ganz neue Bedeutung.
Wir schärfen unseren Blick wieder für die kleineren Dinge, die uns im Alltag Freude bereiten können und dann ist es da, das Gefühl von Dankbarkeit. Dieses schöne und warme Gefühl, welches einen ehrfürchtig und ganz klein macht. Es ist der Gegenspieler von Unzufriedenheit.
Dankbarkeit ist in der Psychotherapie bereits lange verankert als Methode zur Verbesserung des inneren Selenzustandes. In Form eines Dankbarkeitstagebuches wird vor allem gestressten Menschen geraten, kurz vor dem Schlafengehen ihre innere Haltung zum zurückliegenden Tag neu aufzustellen. 5 Dinge die gut waren an diesem Tag, sollen kurz notiert werden. Somit soll verhindert werden, dass man mit aufwühlenden Fragestellungen und unzufriedenen Gefühlen in den nächtlichen Schlaf geht. Stellt man seine Dankbarkeit am Abend in den Vordergrund, kann die Einschlafzeit deutlich verkürzt werden. Dies konnte in Studien belegt werden. Es ist eine Art Achtsamkeit, welche man sich und seiner Umwelt gegenüber entgegen bringt.
Wikipedia beschreibt den Begriff der Dankbarkeit wie folgt:
Dankbarkeit ist ein positives Gefühl oder eine Haltung in Anerkennung einer materiellen oder immateriellen Zuwendung, die man erhalten hat oder erhalten wird. Man kann dem Göttlichen, den Menschen oder sogar dem Sein gegenüber dankbar sein, oder allen zugleich.
Kindern gibt man am Morgen kleine Steinchen mit in die Hosentasche und immer, wenn etwas Schönes passiert, wandert ein Steinchen in die noch leere Hosentasche. So kann man am Abend nachzählen, wie viele schöne Dinge passiert sind. Was ist das Resultat daraus? Wir achten viel mehr auf die Dinge die schön sind und uns Freude bereiten und das können schon ganz kleine Dinge sein. Die Kinder sind ganz motiviert, möglichst viele Steinchen in die andere Hosentasche wandern zu lassen und ihren Eltern am Nachmittag dann das Ergebnis vorzuführen. Natürlich können auch Erwachsene diese Methode für sich anwenden.
Glücklichsein ist erlernbar, darüber weiß man heute schon einiges. Das Dankbarkeitstagebuch und Steinchen sammeln, gehören zu den Methoden, welche uns selbst in sehr schwierigen Zeiten ermöglichen noch etwas Gutes zu finden.
Hier ein Auszug aus meinem Dankbarkeitstagebuch:
- ein vierblättriges Kleeblatt gefunden
- Freunde auf einem Spaziergang getroffen und ein so schönes Gespräch gehabt.
- ein tolles Essen gekocht und allen hat es geschmeckt (das ist nicht selbstverständlich 😊)
- endlich nach vielen Tagen mal wieder die Sonne gesehen
Für die Pragmatiker unter euch: Das Dankbarkeitstagebuch muss kein rosarotes Büchlein mit Prinzessin Lillifee vorn drauf sein. Ein einfaches Notizbuch oder ein Schreibblock tun es auch. Idealerweise legt ihr es euch auf den Nachttisch und dann 5 Minuten vor dem Schlafen gehen, fangt ihr an es zu beschreiben.
Bleibt gesund und munter!
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